In den letzten Wochen ist mir überhaupt erst bewusst geworden, wie stark ich mich doch in den knapp 2 Jahren, seit ich aus der Klinik entlassen wurde, verändert habe. Ich gehe inzwischen ganz anders mit den Themen „Essen“ & „Gewicht“ um. Natürlich gibt es immer noch Tage, an denen mir vieles schwer fällt und an denen die Stimme in meinem Kopf mega laut ist, aber ich habe inzwischen auch gelernt, sie zu ignorieren.
Vor 2 Jahren wäre es nicht möglich gewesen, dass ich spontan in ein Restaurant gehe, ohne vorher zu wissen, was es dort zu Essen gibt. Es wäre auch nicht möglich gewesen, dass ich mir spontan einen Döhner/Lahmacun hole, oder wesentlich später als „normal“ esse und nicht zu vergessen, dass ich inzwischen auch abends warm essen kann, ohne das Gefühl zu haben, danach zu „sterben“.
Neben meinem Verhältnis zum Essen, hat sich auch das Verhältnis zu meinem Körper stark geändert. Ja, ich ziehe grundsätzlich immer noch lieber etwas weitere Kleidung an, vor allem an Tagen, an denen ich mich nicht wohl in meinem Körper fühle, aber spätestens die Wahl meines Hochzeitskleides (eng anliegend) hat mir gezeigt, dass ich mich auch in diesem Punkt verändert habe. Außerdem schaue ich mir die Handybilder von der Hochzeit an und finde mich darauf hübsch. Gleiches gilt auch für das Bild, welches meine Schwester von meinem Mann und mir gemacht hat, als wir am Samstag zur Trauung meines Freundes gegangen sind.
Ich kann inzwischen tatsächlich sagen, dass ich mich und meinen Körper mag. Ja, es gibt auch schlechte Tage, an denen ich mich ehrlich gesagt einfach nur verstecken möchte und an denen ich mich mega unwohl fühle und der Blick in den Spiegel irgendwie nur Kummer bereitet (nein, ich denke dann nicht, dass ich dick bin, ich mag meinen Körper dann einfach nur nicht). Aber die Tage, an denen ich in den Spiegel schaue und mich eine hübsche junge Frau anlächelt, werden immer mehr. Es freut mich zu merken, dass ich aktuell wieder an Selbstvertrauen gewinne und mich so annehme, wie ich bin – nicht perfekt, aber es ist ok so wie es ist.
Manchmal stelle ich mir die Frage, wie diese Veränderung passiert ist, finde aber keine Antwort. Ich glaube, dass es ein Prozess ist, der noch lange nicht abgeschlossen ist, sondern eigentlich immer weiter läuft – wie ein KVP „Kontinuierlicher Verbesserungsprozess“ (mein Mann würde jetzt wieder etwas klugscheißen, seiner Meisterausbildung sei dank). Letztendlich ist es aber auch egal, wie es passiert ist oder warum, es zählt nur, dass es passiert ist und dass ich es wahrnehme.